Was ist eine Zwangsstörung?
Betroffene einer Zwangsstörung leiden unter bestimmten Gedanken und/oder Handlungen, die sie als aggressiv und unkontrollierbar wahrnehmen. Zwangsgedanken sind lästige und aufdringliche Gedanken, bildhafte Vorstellungen und dranghafte Impulse, die nicht unterdrückt werden können und daher auch als Intrusionen bezeichnet werden. Die Inhalte solcher Gedanken unterscheiden sich stark. Weit verbreitet sind z. B. Kontaminationsängste (Ansteckung mit multiresistenten Klinikkeimen oder HIV u. a.), eigene Vergehen bis hin zu schwerer Kriminalität oder Inhalte religiöser und blasphemischer Art (z. B. Gotteslästerung, Sünden, Verfehlungen).
Symptome
Bei einer Zwangsstörung dreht sich alles um Zwänge unterschiedlicher Art, die den Erkrankten zu bestimmten Gedanken und/oder Aktionen drängen. Die durch die Zwangsgedanken ausgelöste Angst erzeugt häufig rigide, stereotype Handlungen, zu denen der Betroffene sich gezwungen fühlt und die einen kurzzeitig beruhigenden Effekt haben. Diese Zwangshandlungen haben oft einen Charakter von Ritualen, durch die versucht wird, die Zwangsgedanken und die damit einhergehende Angst zu überwinden. Die Betroffenen sind sich dabei durchaus bewusst, dass ihre Gedanken und ihr Handeln völlig unsinnig sind, sie können sich aber nicht davon lösen, da sie bei Unterlassung der Handlung bzw. der Gedanken ein Unheil erwarten. Es kommt zu starker innerer Anspannung oder auch Angst. Betroffene empfinden oft große Scham und wagen meist nicht den so wichtigen Schritt zum Arzt oder Therapeuten. Nicht selten treten auch Kombinationen mit weiteren psychischen Erkrankungen wie Angststörungen oder Depressionen auf.
Arten von Zwängen
Man kann unterscheiden in Zwangsgedanken und Zwangshandlungen.
Zwangsgedanken:
- Zwangsideen- und befürchtungen: z. B. die Befürchtung, man sei nicht gut genug für seinen Partner
- Aggressive Zwangsgedanken: z. B. Befürchtungen, jemandem Gewalt zuzufügen
- Grübelzwang: Es wird ständig über ein Thema gegrübelt, ohne dabei zu einer Lösung zu kommen
- Zweifel: Es kommen z. B. Zweifel auf, etwas falsch gemacht oder verstanden zu haben
- Zählzwang: Bestimmte Alltagsdinge müssen gezählt werden
- Wiederholungen: Bestimmte Gedanken müssen immer und immer wieder als Ritual durchdacht werden
- Erledigungszwänge
Zwangshandlungen:
- Wasch- und Putzzwänge: ständiges Händewaschen u. a.
- Kontrollzwang: Z. B. mehrmals kontrollieren, ob die Autotür abgeschlossen ist
- Ordnungszwang: Z. B. der Vorratsschrank muss nach bestimmten Regeln und Systemen geordnet werden
- Berührzwang: Bestimmte Gegenstände müssen berührt werden oder aber ein Berühren darf nicht stattfinden
- verbaler Zwang: Worte, Sätze, Melodien müssen ständig wiederholt werden.
Ursachen
Das Zusammenwirken folgender einzelner Faktoren kann zur Entstehung einer Zwangsstörung führen:
Genetische Faktoren: Wie bei fast allen anderen psychischen Erkrankungen gibt es auch bei einer Zwangsstörung oft eine erbliche Vorbelastung.
Persönlichkeit und Umwelteinflüsse: Betroffene mit einer Zwangsstörung haben einen starken Drang nach Kontrolle und Sicherheit. Indem sie sich z. B. bestimmte Rituale wie ständiges Händewaschen schaffen, wird ihnen eine gewisse Sicherheit vorgetäuscht bzw. vermittelt. Menschen, die von vornherein oder auch durch einen besonders geprägten Erziehungsstil ängstlich und/oder perfektionistisch sind, haben ebenfalls ein erhöhtes Risiko zu erkranken.
Oft bricht die Krankheit nach einem bestimmten traumatischen Ereignis aus. Besonders Situationen, in denen der Betroffene die Kontrolle verliert, sind daher gefährlich.
Neurophysiologische Faktoren: Bei Erkrankten mit einer Zwangsstörung wird sehr häufig ein überaktiver Frontallappen des Gehirns beobachtet. Dieser ist u. a. für bestimmte motorische Abläufe zuständig. Außerdem lässt sich auch oft ein zu niedriger Serotoninspiegel bei dem Patienten feststellen.
Behandlung
Medikamente: Bei einem bekannten Serotoninmangel kann ein selektiver Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (= SSRI) gegeben werden. Dieser verzögert einen zu schnellen Abbau des Serotonins aus der Zelle. Es erfolgt dadurch aber keine Genesung. Nach dem Absetzen können Symptome verstärkt wieder auftreten, weshalb parallel immer auch eine Kognitive Verhaltenstherapie erfolgen sollte.
Kognitive Verhaltenstherapie: Die Kognitive Verhaltenstherapie zeigt großen Erfolg bei Zwangsstörungen. Besonders Expositionsübungen lassen den Betroffen an Sicherheit gewinnen. Hierbei wird der Erkrankte seinem Zwang ausgesetzt, ohne dass er ihm nachgeben darf. Im besten Falle kann die Übung von Mal zu Mal gesteigert werden, sodass der Betroffene offensichtlich wahrnehmen kann, dass der Druck, dem Zwang nachzugehen immer kleiner wird.
In der Kognitiven Verhaltenstherapie werden vier Schwerpunkte gesetzt:
- Überwindung der Inaktivität bzw. einseitigen, belastenden Aktivität
- Verbesserung des Sozial- und Interaktionsverhaltens sowie der sozialen Kontaktstruktur
- Erkennen, Überprüfen und Korrigieren dysfunktionaler Einstellungen und Überzeugungen
- Aufbau eines Bewältigungs- und Problemlöserepertoires für zukünftige Krisen
Für weitere Fragen sowie zur Kontaktaufnahme für eine Therapie stehe ich Ihnen gern telefonisch, per E-Mail oder persönlich jederzeit zur Verfügung.