Was ist Agoraphobie?
Die vereinfachte deutsche Übersetzung für Agoraphobie ist „Platzangst“. Betroffene fürchten öffentliche Plätze und Situationen, in denen sie keine bzw. schlechte Fluchtmöglichkeiten haben. Sie haben schlichtweg „Angst vor der Angst“, einen Kontrollverlust oder eine Panikattacke in der Öffentlichkeit zu bekommen. Gerade große Menschenansammlungen oder auch Orte, an denen eine „einfache Flucht“ nicht möglich ist, sind daher für Agoraphobiker nahezu undenkbar. Beispiele für solche Situationen und Orte können sein:
- Kinobesuche
- Fahrstühle
- Konzerte
- Kaufhäuser
- Höhen
- Auto fahren
- in einer Schlange stehen
- allein außer Haus zu sein, zu verreisen
Es kommt oft zu einem Vermeidungsverhalten, welches im Extremfall dazu führen kann, dass „der sichere Ort“ (meist das eigene Zuhause) nicht mehr verlassen wird.
Symptome
Die Agoraphobie äußert sich vor allem in der Angst vor Menschenmengen, öffentlichen Plätzen und/oder Reisen, bzw. einer größeren Entfernung vom „sicheren Ort“.
Körperliche Symptome zeigen sich u. a. in Herzklopfen, Zittern, Schweißausbrüchen und Mundtrockenheit. Auch Atembeschwerden, Übelkeit, Benommenheit und eine sogenannte „Depersonalisation“ (das Gefühl, man selbst und/oder die Umwelt seien nicht real) sind möglich. Die Agoraphobie wird auch sehr oft von Panikattacken begleitet. Bei der Behandlung muss hier unbedingt differenziert werden, da Panikattacken gesondert behandelt werden müssen.
Auch die Abgrenzung zur Klaustrophobie ist wichtig. Diese bezieht sich speziell auf die Angst vor kleinen oder geschlossenen Räumen.
Ursachen
Erbliche Disposition: Kinder von Eltern mit einer Angststörung haben ein erhöhtes Risiko, in ihrem Leben selbst an einer Angststörung zu leiden.
Ungleichgewicht der Hirnbotenstoffe: Ein Missverhältnis der Botenstoffe Serotonin sowie Noradrenalin kann bei der Entstehung bzw. Entwicklung einer Agoraphobie eine Rolle spielen.
Schicksalsschläge/belastende Lebensereignisse: Sowohl negative Erlebnisse, wie der Verlust eines nahestehen Menschen, als auch positive Ereignisse, wie die Geburt eines Kindes, können eine Agoraphobie prägen. Oft haben Agoraphobiker in der Vergangenheit auch unter Missbrauch, Gewalt und/oder einer schwerwiegenden Krankheit gelitten.
Auch Belastungen, die sich über einen langen Zeitraum ziehen, wie die Pflege eines Angehörigen, können den Verlauf beeinträchtigen.
Persönlichkeitsmerkmale/Verhaltensweisen: Besonders Menschen, die von Grund auf ein eher ängstliches Naturell haben, sind betroffen. Daneben sind auch häufig Personen unter den Erkrankten, die sehr scharf über ihr eigenes Verhalten vor anderen nachdenken und dieses anzweifeln. Wer einmal eine Panikattacke erlebt hat, bekommt oft Angst vor einer erneuten Attacke. Betroffene sind sehr viel sensibler für körperliche Symptome wie z. B. Herzrasen und Schweißausbrüche – ein Teufelskreis beginnt.
Therapie/Behandlung
Um einen optimalen Verlauf der Therapie zu gewährleisten und die besten Heilungschancen zu erzielen, erfolgt oft eine Kombination aus folgenden einzelnen Möglichkeiten:
- Medikamente
- Kognitive Verhaltenstherapie/Konfrontation
- Psychodynamische Psychotherapie
- Sonstige Maßnahmen
Erfahrungen zeigen jedoch, dass besonders die Kognitive Verhaltenstherapie gute Erfolgsaussichten verspricht.
1) Medikamente: Die medikamentöse Behandlung erfolgt hauptsächlich mit den sog. „SSRIs“ bzw. „SNRIs“ (= selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer bzw. Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer). Zu den Wirkstoffen gehören u. a. Citalopram, Paroxetin und Venlafaxin. Diese bewirken eine längere Verweildauer der jeweiligen Botenstoffe in der Zelle.
2) Kognitive Verhaltenstherapie/Konfrontation: In der Verhaltenstherapie vermittelt der Therapeut dem Patienten, dass „die Angst vor der Angst“ meist viel schlimmer ist als die jeweilige Situation an sich. Es werden Strategien entwickelt, um die Gedanken des Betroffenen nicht auf die Angst zu lenken, sondern darauf, wie er sich von den Ängsten befreien kann. Im weiteren Verlauf der Therapie kann es auch sinnvoll sein, den Patienten Situationen auszusetzen, die bei ihm normalerweise Angst auslösen, wie z. B. der Besuch eines vollen Kaufhauses. Oft kann dem Betroffenen so gezeigt werden, dass es gar nicht so schlimm ist wie gedacht. Solche Übungen vermitteln außerdem eine gewisse Sicherheit für den Alltag, denn der Patient soll wieder ermutigt werden, aus dem Haus zu gehen, ohne Angst zu verspüren.
3) Psychodynamische Psychotherapie: Einen anderen Ansatz stellt die Psychodynamische Psychotherapie dar. Rührt die Erkrankung beispielsweise aus Negativerlebnissen aus der Vergangenheit, kann die Aufarbeitung derselben sinnvoll sein. Bei dieser Methode wird intensiv analysiert, welche Gründe zu der Erkrankung geführt haben. Der Betroffene kann so lernen, die Gründe für sein Verhalten besser zu verstehen und zu ändern.
4) Sonstige Maßnahmen: Ebenfalls bewährt zur unterstützenden Bewältigung der Agoraphobie hat sich u. a. auch Sport. Gerade Ausdauersportarten wie z. B. Joggen können zur Verbesserung des Befindens beitragen. Außerdem gibt es auch einige Selbsthilfegruppen, in denen Betroffene Unterstützung bekommen können.
Für weitere Fragen sowie zur Kontaktaufnahme für eine Therapie stehe ich Ihnen gern telefonisch, per E-Mail oder persönlich jederzeit zur Verfügung.